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Verdauung & ...

  Immunsystem des Hundes 1
 
       

Kurze theoretische Einführung in die Immunologie oder wer ist eigentlich dieses Immunsystem?
Die Bedeutung eines intakten Verdauungstraktes innerhalb des Immunsystems des Hundes findet leider häufig nicht genügend Beachtung. Aber die zunehmende Anzahl sowohl an Verdauungsproblemen und dadurch sekundär bedingter Erkrankungen verschiedenster Art als auch an Allergien macht die Auseinandersetzung mit dieser Problematik notwendig.
Über die Funktionsweise des Verdauungstraktes wurde bereits an anderer Stelle („Magen und Darm des Hundes“) ausführlich berichtet.

Kurzer Überblick über die Wirkungsweise des Immunsystems

Das Immunsystem ist ein komplexes Zusammenspiel von spezifischen Zellen, Zellprodukten, Organen und Geweben, dessen Haupt-aufgabe darin besteht, die Unversehrtheit des Organismus vor krankmachenden Mikroorganismen zu gewährleisten.

Antigene

Unter dem Begriff „Antigene“ versteht man in der Regel körperfremde Substanzen, die spezifische Immunreaktionen im Körper auslösen. Neben Antigenmolekülen von Mikroorganismen und Parasiten gibt es zudem eine Vielzahl von Substanzen (wie z.B. Proteine, Lipide, Kohlen-hydrate etc.), die Antigeneigenschaften besitzen.

Natürliche Resistenz

Der Körper hat von Natur aus eine so genannte „natürliche Resistenz“. Überall dort, wo er direkt mit körperfremden Substanzen in Verbin-dung kommt, also an den äusseren (Haut) und inneren (Schleimhaut der Augen, Ohren, des Respirationsapparates und des Gastro-intestinaltraktes) Körperoberflächen, leistet die jeweilige Oberflächenstruktur eine generelle unspezifische Abwehr gegen „Eindringlinge“.

Erworbene Immunität

Wird diese natürliche Schutzbarriere von krankmachenden Mikroorganismen erfolgreich durchbrochen, setzt eine spezifische Abwehr, die so genannte „erworbene Immunität“, ein.
Im Unterschied zu der natürlichen Resistenz reagiert die erworbene Immunität ganz individuell auf jedes Antigen. Hauptakteure dieser spezifischen Abwehr sind die im Knochenmark gebildeten Lymphocyten.

Lymphocyten
Bei den Lymphocyten werden zwei Hauptgruppen unterschieden:
a) B-Lymphocyten, die auf die Produktion von Antikörpern (Immunglobuline z.B. IgE, IgA, IgM etc.) spezialisiert sind, wobei die Antikörper sich in unterschiedlichster Weise mit der Unschädlichmachung der Antigene beschäftigen.
b) T-Lymphocyten, die nach ihrer Bildung im Knochenmark im Thymus (Brustdrüse) auf die direkte Unschädlichmachung ganz spezieller Antigene eingestellt werden. Über die Blutzirkulation gelangen sie dann in das Lymphsystem und die Milz.

Gedächtniszellen
Hervorzuheben ist noch, dass bei einem Kontakt, z.B. mit einem Virus, das Immunsystem nicht nur Antikörper für die aktuelle Unschäd-lichmachung bereitstellt, sondern dass es so genannte „Gedächtniszellen“ produziert. Diese Gedächtniszellen sind die Ursache dafür, dass eine zweite Infektion mit dem gleichen Erreger in der Regel ohne besondere Krankheitssymptome abläuft. Das Immunsystem kann bei dieser Zweitinfektion dann sofort mit der speziellen Antikörperbildung reagieren, weil die Gedächtniszellen die Information über das Antigen gespeichert haben. Durch diese Tatsache wird auch der Begriff „erworbene Immunität“ erklärt, da das Immunsystem in der Lage ist, durch den Kontakt mit einem speziellen Antigen quasi die spezielle notwendige Reaktion zu erlernen. Dies bedeutet aber auch, dass die Notwen-digkeit besteht, das Immunsystem zu trainieren, gerade im Welpenalter, um einen akzeptablen Schutz gegen Erkrankungen und Parasiten etc. zu erhalten und Resistenzen aufzubauen.

Autoimmunerkrankungen
Ein intaktes Immunsystem setzt voraus, dass zwischen „fremd“ und „eigen“ unterschieden werden kann. Erkennt das Immunsystem körpereigene Substanzen (von einigen hier nicht weiter dargelegten notwendigen Ausnahmen abgesehen) als „fremd“ an , kommt es zu den so genannten „Autoimmunerkrankungen“, die an dieser Stelle aber nicht weiter thematisiert werden sollen.

Das Schleimhaut-Immunsystem des Magen-Darm-Traktes

Der Magen-Darm-Trakt nimmt als grösstes Resorptionssystem des Organismus bei ständigem Kontakt mit Antigenen einen der wichtigsten Plätze innerhalb des Immunsystems ein. Seine Aufgaben kann er aber nur dann wahrnehmen, wenn dieser Teil des Immunsystem derart intakt und leistungsfähig ist, dass das Eindringen potentiell krankmachender (pathogener) Mikroorganismen oder anderer Fremdsub-stanzen effektiv verhindert werden kann. Hierzu bedient er sich folgender Abwehrmechanismen:

Unspezifisches Abwehrsystem des Magen-Darm-Traktes


ph-Wert Magen

Der niedrige ph-Wert im Magen gewährt in der Regel einen relativ sterilen oberen Dünndarmbereich. Zusätzlich sorgt der vorhandene Anteil an eiweisszerlegenden Enzymen für eine Reduzierung der Proteine, die u.U. als Antigen bzw. Allergen wirksam werden können. Diese Einleitung der Eiweissverdauung wird unter Einfluss von Darm und Pankreas (Bauchspeicheldrüse) fortgesetzt.

Peristaltik

Die Darmmotorik (Peristaltik) verkürzt die Verweildauer von Antigenen im Darm und verhindert so in vielen Fällen das Eindringen der Antigene.

Epithelzellen

Ein kontinuierliches verbundenes System mit Epithelzellen stellt eine weitere Barriere für Antigene dar.

Schleim

Der Schleimbelag dient als Gleitmittel und Oberflächenschutz. Bakterien, Pilze, Viren und andere Antigene werden durch den Schleim gebunden und erschweren das Anhaften dieser Fremdsubstanzen. Bei Irritationen reagiert der Körper mit vermehrter Schleimproduktion, um Fremdsubstanzen schneller abzustossen.

Mikroflora des Dickdarms

Der Besatz bestimmter Darmabschnitte mit einer auf den Körper abgestimmten Mikroflora verhindert das Anhaften und Einnisten schädigender Keime, die zu einer Destabilisierung der Schleimhautfunktion führen und so einen direkten Angriff auf das Immunsystem nach sich ziehen. Die Zusammensetzung der Darmflora ist entscheidend abhängig von der Futtergrundlage. Sie bildet darüber hinaus die Basis für die gesamte mikrobielle Verdauung. Insbesondere die Aufnahme und Synthese von bestimmten Vitaminen, die Zerlegung von Nahrungs-bausteinen und deren Resorption etc. sind nur bei einer breit angelegten Mikroflora möglich. Verarmungen der Darmflora sowohl durch einseitig zusammengesetzte Futtermittel als auch durch chemische Präparate aller Art verhindern die ausreichende Zufuhr mit essentiellen Nährstoffen und können zu einer Vorwanderung von Keimen in den Dünndarm führen.

Spezifisches Abwehrsystem des Magen-Darm-Traktes

Im Rahmen des Immunsystems besteht das so genannte MALT (Schleimhaut-assoziiertes-lymphatisches Gewebe) oder speziell auf den Magen-Darm-Trakt abgestimmte GALT, dass die Funktionsfähigkeit der Schleimhaut gewährleistet. Es sorgt u.a. für die in der spezifischen Abwehr der Schleimhaut benötigten und wirksamen Substanzen und spielt darüber hinaus im Zusammenhang mit Allergien eine wichtige Rolle.

Zwei wesentliche Schutzmechanismen sind für das Schleimhaut-Immunsystem von Bedeutung

Immun-Ausschluss
Hatte der Organismus schon einmal Kontakt mit dem vorliegenden Antigen so kann er spezifische Antikörper in die Schleimhaut abgeben, die das Eindringen der Krankheitserreger durch Inaktivierung oder Abtöten verhindern können. Dies geschieht in der Regel ohne Krankheits-symptome.

Immun -Elimination
Durchbrechen Erreger bzw. Antigene die Schleimhaut und dringen in das Gewebe ein, reagiert das Immunsystem heftiger und erzeugt in der Regel Entzündungserscheinungen, die mit Bauchschmerzen oder Durchfall einhergehen.

Zusammenfassung:

Die hier dargelegten Schutzmechanismen des Schleimhaut-Immunsystems machen deutlich von welch hoher Bedeutung die intakte Funktionsfähigkeit des Magen-Darm-Traktes innerhalb des Immunsystems ist.

Über die praktischen Konsequenzen und die immunsystemschwächenden Faktoren werden wir in Teil II berichten.

 ->  Verdauungssystem und Immunsystem Teil 2
- >  Verdauungssystem und Immunsystem Teil 3

      Quelle: EnRa GmbH &  Co. KG